“Twilight” 02
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Es dauerte doch gut eine Stunde, bis sie endlich das Ende des Tunnels sahen. Shan schraubte seine Fähigkeit zurück und stoppte schließlich an dem Gitter, das den Tunnel verschloss. Schon jetzt wurde es deutlich kühler, unter der Erde war es relativ warm gewesen und auch in der Stadt war es wärmer. Ein Ruckeln am Gitter genügte zum Glück, um das rostige Türchen, das scheinbar noch von vor dem großen Krieg stammte, aus dem Scharnier zu lösen und so kippte sie einfach vor und klatschte in das flache Wasser. "Ich bin stärker, als ich dachte." scherzte Shan und lächelte das erste Mal.
Das brachte auch Gambit zum Lachen und er schlug dem Schlankeren freundschaftlich auf die Schulter, ehe er ihn mit sich rauszog und die relativ frische Luft tief in seine Lungen sog. "Okay, wir sind draußen – jetzt müssen wir nur noch unbemerkt in die Wälder, das heißt, daß wir ne ziemliche Strecke über freies Feld laufen müssen. Kannst du uns tarnen, Kleiner ? Ist nicht weit, aber ein wenig schon ..."
"Wir müssen nur dichter zusammenbleiben." erklärte Shan, der leicht wegen den Schulterschlag geschnauft hatte. "Und ich habe genug Kondition, ich schaffe das." fügte er an und legte kurz Jacke und Rucksack ab, schlüpfte dann richtig in die Jacke und packte sich den Rucksack wieder auf die Schultern. Zwar versank er fast in der Jacke, aber sie hielt ihn wärmer und das Leder hielt den kalten Wind ab.
In der Zwischenzeit hatte Gambit sich seinen Pelzmantel mit einem kleinen, doch sehr heißen Feuer getrocknet und nickte nun, ehe er wieder zu dem ein wenig kleineren und sichtlich schlankeren Asiaten kam. "Geht weniger ums Laufen, sondern daß du uns die ganze Zeit mit deiner Kraft tarnst. Und sobald es geht, klauen wir dir einen schönen, warmen Mantel, Okay ? Meine Jacke ist nicht lang genug ..." Er stellte ihm noch den Kragen auf und nickte, denn so war es ein wenig wärmer.
"Ich ziehe einfach noch einen Pulli unter." erklärte Shan und nickte, weil es losgehen konnte. Seine Haut färbte sich wieder Schwarz und sie Beide umringte ein Schatten, durch den sie selber gut durchsehen konnten. Als sie liefen, hielt Shan sich dichter neben dem Größeren, um ihn so besser zu tarnen. Es war auch nötig, denn hin und wieder brauste ein Hubschrauber über sie weg.
Ein jedes Mal, wenn einer kam, fluchte Gambit lautlos vor sich hin ... es juckte ihm in den Fingern, sie einfach vom Himmel zu pusten, doch dann würden sie ihre Tarnung preisgeben und das war es nicht wert. Erst nach einer Stunde erreichten sie die ersten Bäume, die ihnen Schutz gaben ... erleichtert aufatmend, blieb Gambit stehen und zog den Schlankeren zu sich, öffnete seinen Mantel und schloß ihn dann um sie Beide wieder, nachdem er Shan eng an sich gedrückt hatte. "Rasten wir ein Bißchen ... die Hubschrauber sehen uns nicht unter den Bäumen und du bist ganz durchgefroren."
Das stimmte wirklich, trotz der Jacke fror Shan und es war, als würde er sich an einem Ofen festhalten, als Gwaight ihn einfach an sich und unter den Mantel zog. Das Tarnen, gemischt mit dem Laufen, hatte ihn doch mehr Kraft gekostet, als er gedacht hatte. Ihre Tarnung gab er jetzt auf und seine Haut wurde wieder heller, und jetzt sah man auch, wie blass er geworden war.
"Kleiner ? Shit, komm ..." Auch Gwaight hatte bemerkt, wie erschöpft der Andere war und zog ihn einfach mit sich mit, setzte sich auf einen Baumstamm und zog ihn noch ein wenig enger an sich heran, um ihn zu wärmen. "Sag das nächste Mal was, ja ? Du bist total erschöpft und durchgefroren." Er fühlte sich ein wenig für ihn verantwortlich und schimpfte sich innerlich selbst einen Narren, daß er nicht eher darauf geachtet hatte.
Selbst wenn, hätte er es nicht bemerkt, man sah es nicht, wenn Shan sich tarnte. Jetzt schmiegte sich der Kleinere an die Wärmequelle und schloss kurz seine Augen. "Wir mussten erst Deckung finden." antwortete er und langsam wärmte sich sein Körper auf. Gwaight war warm wie ein Backofen. Daß Gwaight sich sorgte, war so neu für den Mischling, wenn, dann hatte sich seine Mutter gesorgt, sie hatte es aber nie durchblicken lassen und da sein Vater Japaner war, hatte dieser sehr viel Wert auf Disziplin gelegt. "Bist du wegen deiner Kräfte so warm ?"
"Denke schon ... ich friere selten und schwitze im Sommer auch nicht. Denke, das ist mein Feuer ... und für dich isses ja auch praktisch, Hm ?" Es war schon immer ein wenig merkwürdig gewesen, doch für Gwaight bedeutete es schon seit frühester Kindheit das Überleben auf der Straße in diesen harten Zeiten. "Wird es besser, Kleiner ? Das Tarnen hat dich so angestrengt, daß du ganz ausgekühlt und erschöpft bist. Du solltest was essen ..."
Shan nickte und löste sich ein klein wenig. "Wird schon besser. Und was zu Essen wäre nicht übel, ich hatte nur den Jogurt gegessen." Er löste sich noch etwas weiter, schlüpfte somit aus der warmen Geborgenheit und nahm seinen Rucksack ab, um eine von den Hartwürsten auszupacken, die er sofort hungrig zu essen begann. "So weit wie jetzt bin ich lange nicht vorangekommen."
Leise schmunzelnd, nickte Gwaight nur und nahm seinen Rucksack ab, überlegte einen Moment und holte sich ebenfalls eine Hartwurst, ein wenig Käse und ein Brot heraus, um es zu essen. Ein Stück des Brotes gab er auch dem Schlankeren, ehe er überlegte und schließlich wieder leise sprach. "Schaffst du es noch ein Stück ? Ich wäre lieber ein wenig tiefer im Wald, bevor wir uns schlafen legen ... hier ist es noch immer zu nah am Rand, zu unsicher."
"Ich schaffe das schon noch ein Stück, ich bin zäher, als ich aussehe." Jetzt ging es ihm schon besser, er war aufgewärmt und sein Magen füllte sich langsam mit Wurst und Brot. "Die kleine Pause war aber trotzdem ganz gut."
"Ruh dich noch ein wenig aus ... wer weiß, wann wir deine Kraft wieder brauchen und du sollst dich auch nicht völlig erschöpfen. Wenn wir dann plötzlich fliehen müssen, hast du keine Kraft mehr, ich weiß, wovon ich rede. Und komm her – du bist schon wieder bleicher, wärm dich auf, Hm ?" Während er sprach, hielt Gwaight seinen Mantel auf und nickte einladend auf seine Knie, denn der andere Teenager war leicht genug, daß er sich auf seinen Schoß setzen konnte.
Die Geste brachte Shan dazu, leicht Rot zu werden, es war ihm peinlich, daß man ihm so schnell ansah, daß er fröstelte. Er nickte jedoch, nahm Brot und Wurst und setzte sich auf das Knie des Größeren. Kaum hatte der den Mantel um ihn geschlossen, fühlte Shan die wohlige Wärme und wisperte ein leises "Danke ... und ich denke, hier im Wald brauche ich meine Kräfte nicht so sehr."
Es war ein schönes Gefühl, den Schlankeren so eng bei sich zu haben und Gwaight lächelte einen Moment, ehe er selbst wieder abbiß und seinen knurrenden Magen beruhigte. "Das stimmt – aber trotzdem ist es besser, wenn du dich noch ein wenig ausruhst und aufwärmst. Mmmmmh – sag mal, was nimmst du für ein Shampoo ? Du riechst einfach nur klasse." Das war ihm schon vorher aufgefallen, denn es war ungewöhnlich ... gerade bei einem jungen Mann.
Shan wurde gleich wieder Rot bei der Frage und antwortete ein knappes "Das selbe wie du, schon vergessen ?" Sie hatten zusammen geduscht und das gleiche Shampoo benutzt. "Warum fragst du ?" hakte er nach und blickte auf.
"Weil es bei dir viel besser riecht." Noch während er sprach, neigte Gwaight den Kopf und schloß die Augen, als er das Gesicht in das herrlich weiche, dunkle Haar vergrub und schnupperte. Es war ihm ein Rätsel, wieso der Schlankere so gut roch – doch irgendwie roch Shan herrlich, während das gleiche Shampoo und Duschgel bei Gwaight nicht oder so gut wie nicht roch. Daß Shan dazu noch sehr hübsch war, tat noch sein Übriges, die so oder so schon durch seine Teenagerhormone angeheizte Libido des jungen Feuerformers anzuheizen.
Und das bemerkte auch Shan, er fühlte die anwachsende Erregung des Größeren, wurde knallrot und sprang auf, um einige Schritte Abstand zu bekommen. "Lass dir ja nichts einfallen." schimpfte er empört und versuchte noch immer, seine Röte in den Griff zu bekommen.
Noch während der Andere sprach, legte Gwaight sein Essen zur Seite und stand ebenfalls auf, kam in zwei fließenden Schritten zu ihm und pinnte ihn mit dem Rücken an einen der Bäume, ehe er sich an ihn drängte und ein weiteres Mal tief einatmete. "Doch, laß ich ... und zwar ne Menge. Du riechst so verdammt gut – machst du das mit Absicht ? Oder ist das eine Eigenschaft von deiner Mutation ? Das war vorhin noch nicht, das ist erst jetzt ... verdammt, du riechst so gut, du bringst mich regelrecht zum Brennen."
"Ich weiß nicht, lass das !" fauchte Shan und versuchte, Gwaight von sich zu drücken. Als er zu ihm aufblickte, bemerkte er das sachte Feuer in dessen Augen, es sah schön aus, aber Shan wollte nicht. "Hör auf !" Und schon rammte er ihm sein Knie in die empfindsamste Gegend. "Oh Gott, das tut mir leid !"
Dieser Kick holte den Größeren recht harsch von dem durch den Geruch Shans ausgelösten Erregungstrip herab und er brach mit einem leisen, schmerzvollem "Oh Shit ..." zusammen und fiel zur Seite, während er die Hände um seinen lädierten Schritt legte. "Ver... verdammt, das ... mußtest du ... so hart ... zuschlagen ? Ich ... ich hätte dich schon nicht ... vergewaltigt, oh ... shit ..." Kurz schluckend, schloß Gwaight die Augen und atmete schwer, um sich zu beruhigen und den ziemlich heftigen Schmerz zu verkraften.
Sofort kniete Shan sich neben ihn und berührte Gwaight vorsichtig an der Schulter. "Das tut mir so leid, ich wollte das nicht ... nicht so doll ... aber du warst so aufdringlich." Es tat dem Asiaten wirklich mehr als nur leid. "Ich kenne so was doch nicht und deine Augen haben so komisch gelodert, und wir kennen uns doch kaum."
Die sanfte Stimme und die ebenso sanfte Berührung waren etwas unerwartet ... doch als Gwaight aufblickte, sah er nur zu deutlich, daß es dem Anderen wirklich leid tat. Mit einem leisen Seufzer nickte der junge Feuerformer und grinste schief, als er eine Hand löste und sie kurz auf die Wange Shans legte. "Hast ja Recht, Kleiner ... ich weiß auch nicht, was über mich kam. Autsch, das tut weh ... es war dein herrlicher Geruch, ich konnte mich gar nicht mehr losreißen. Shit, das dauert ... Au ..."
"Tut mir leid ... aber welcher Geruch denn nur ?" Shan streichelte dem Größeren ein wenig über das Gesicht und kuckte etwas ratlos. Dann aber kam im etwas, seine Mutter hatte mal gesagt, daß er sehr gut roch. "Vielleicht hilft kühlen ?"
Mit einem leisen "Gute Idee ..." streckte Gwaight seine Hand aus und schnappte sich ein wenig Schnee, den er sich dann auf den noch immer schmerzenden Schritt drückte. "Verdammt ... ahhhhh ..." Man sah ihm die Erleichterung nur zu deutlich an und er kostete es einige Momente aus, ehe er wieder zu Shan hochblickte. "Dein Geruch ... er ist angenehm und mild und süß und ... einfach herrlich. Kennst du das – wenn du an einem Babykopf riechst und es gar nicht mehr hergeben, sondern auffressen und knuddeln willst ? Bei dir ist das ähnlich ... nur viel stärker. Ich weiß auch nicht, es ist auch erst, seit wir im Wald sind und du dich ausruhst. Und jetzt ist es auch schwächer geworden und beruhigt mich. Ich weiß auch nicht ..."
Shan schüttelte sacht den Kopf. "Nein, das kenne ich nicht. Und du und meine Mutter sind die Einzigen, die einen Geruch erwähnten ... ich habe bisher immer alle abgeschreckt." Das machte ihn wirklich nachdenklich. Aber er ahnte etwas, doch der Gedanke war fast zu abwegig und er schnupperte kurz an sich selber.
Leise lachend, schüttelte Gwaight den Kopf und holte sich noch ein wenig Schnee, um seine angeschlagenen Kronjuwelen zu kühlen. "Laß es, du wirst dich nicht selber riechen. Aber ich kann dir mit Sicherheit sagen, daß du mich nicht einen Moment lang abgeschreckt hast. Im Gegenteil."
"Geht's besser jetzt ?" fragte Shan besorgt, er wirkte aber immer noch nachdenklich. "Und wegen dem Geruch ... vielleicht ist das auch eine Fähigkeit ?" Er war sich wirklich nicht sicher, vielleicht lockte er die, von denen er sich nicht bedroht fühlte, an und schreckte die, die ihn bedrohten, ab.
Der Schnee tat gut und langsam ebbte der Schmerz ab ... die leisen Worte Shans ließen Gwaight jedoch nachdenklich werden und er sah wieder zu ihm hoch. "Weiß nicht ... könnte sein. Erzähl mal, du wirkst so nachdenklich – du hast schon Erfahrung damit, oder ? Und ich kanns nur immer wieder sagen, du riechst klasse. Wirklich klasse."
Shan seufzte leise und überlegte weiterhin. "Ich weiß nicht, ich vermute, daß ich Erfahrung darin habe. Die, vor denen ich Furcht hatte, habe ich, glaube ich, abgeschreckt. Sie haben sich nicht in meine Nähe gewagt ... noch eine Mutation, das verkrafte ich nicht !"
Das ließ Gwaight leise auflachen und er zog den Schlankeren wieder zu sich, küßte ihn sacht und ließ ihn dann los, um sich langsam und äußerst vorsichtig aufzurichten und hinzusetzen. "Autsch ... Mensch, wo hast du gelernt, so hart zuzuschlagen ? Das war schon ziemlich hart ... ich höre meine Glocke noch immer bimmeln. Und ehrlich – sei froh, daß dein Geruch dir zeigt, wem du vertrauen kannst und wem nicht ... ist ziemlich nützlich das."
Der Kuss hatte Shan sichtlich überrascht und schon war er wieder knallrot im Gesicht geworden. "Bei dir war ich mir dann aber nicht sicher, so wie du dich an mich rangemacht hast." Es tat ihm allerdings noch immer leid, daß er so fest zugetreten hatte. "Und ich kann japanischen Kampfsport, mein Vater legte Wert auf eine gute Ausbildung. Und ich habe gut gelernt, ich bin besser als meine älteren Brüder."
"Das hab ich gemerkt, Shan ... du bist wirklich gut." Mit einem leisen Stöhnen setzte sich der Größere ein wenig bequemer hin, ehe er schief grinste und kurz mit den Fingerknöcheln an die Stirn des Anderen klopfte. "Jetzt hör auf, dir Vorwürfe zu machen – ich tus nämlich nicht. Ich war zu aufdringlich und du hast mich eben zurechtgewiesen, auch wenns schade ist, du bist Zucker. Aber keine Sorge, ich guck, daß ich meine Hormone ein wenig in Schach halte, Okay ?"
"Okay." murmelnd, strich Shan sich über die angeklopfte Stirn und lächelte etwas schief. "Und ich versuche, daß ich nicht mehr so sehr dufte, obwohl ich denke, daß ich das nicht kontrollieren kann, oder noch nicht." Sein Blick legte sich kurz auf den Schritt des Größeren. "Und wird's jetzt langsam soviel besser, daß wir noch ein Stück laufen können ? Und ich hoffe, du bekommst keinen Bluterguss ?"
Mit einem weiteren, kurzen Aufstöhnen öffnete Gwaight seine Hose und richtete sich auf, so daß er kniete ... dann schob er sie runter und auch seinen Slip, begutachtete kurz seine Männlichkeit und auch die Hoden, ehe er sie vorsichtig wieder in den Slip richtete und sich wieder anzog. "Denke nicht ... du hast mich zwar voll erwischt, aber scheinbar nichts verletzt, es sind keine Blutgefäße geplatzt. Und gib mir noch ein paar Minuten, dann kann ich auch wieder aufstehen und weiterlaufen. Wegen deinem Geruch – darum kümmern wir uns später, jetzt haben wir andere Sorgen. Okay ?"
"Oh Gott." murmelte Shan nur leise und versuchte, nicht hinzusehen. Zwar war baden und duschen kein Problem, aber das jetzt, einfach so, war ihm fast schon zu freizügig. Als Gwaight sein Gemächt wieder verstaut hatte, schnaufte er fast erleichtert und versuchte, die Röte aus seinen Wangen zu vertreiben. Vor seinen Augen sah er aber noch immer den recht stattlichen Penis vor sich.
Das war wiederum etwas, das Gwaight ein wenig verwunderte und er nahm behutsam das Kinn des Schlankeren in seine Hand, um es anzuheben und einen besseren Blick auf ihn zu haben. "Sag mal, Kleiner ... du bist so verschämt. Ist es denn so schlimm, wenn du meinen Schwanz siehst ? Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, nicht vor mir. Ja ?" Irgendwie wurde der Größere das Gefühl nicht los, daß Shan wirklich völlig unbeleckt war, was Sexuelles betraf ... und das machte ihm ein wenig Sorgen.
"Ich hab nur ... ich kenne es nur beim gemeinsamen Baden, aber nicht einfach so." Er hatte anfangs sogar Probleme gehabt, sich in eine Ecke zu stellen und zu pinkeln, es gehörte sich einfach nicht. "Ich bin so erzogen."
Leise seufzend, nickte Gwaight – er hatte sich schon so etwas gedacht und neigte sich näher, küßte den Anderen wieder sanft und schmuste kurz mit seiner Wange über dessen, ehe er die Hand wegnahm und sie auf dessen Arm legte, während er ihm leise ins Ohr wisperte. "Das mußt du jetzt vergessen, Shan ... es ist überlebenswichtig für uns. Es nützt uns nichts, wenn du zu schamhaft bist, um nicht einmal kurz anzuhalten und zu pissen ... oder zu unerfahren bist um zu erkennen, wenn dich Jemand vernaschen will. Verstehst du das ?"
"Sicher verstehe ich das ... und ich kann pinkeln, wenn ich muss." Dass er das nicht konnte, weil er angeblich zu schamhaft war, empörte ihn ein wenig und er stand zügig auf. "Und gegen aufdringliche Kerle kann ich mich sehr gut wehren, falls du das vergessen hast."
Leise seufzend, stand auch der Größere langsam auf und nahm den Rucksack, um ihn wieder auf seine breiten Schultern zu wuchten. "Fahr deine Stacheln wieder runter, Kleiner ... genau das meinte ich, du bist viel zu empfindlich, was das betrifft. Und das behindert dich wiederum, weil du dich für deinen Körper schämst und auch jedesmal irritiert bist, wenn ich was mache, was dein Schamgefühl anspricht. Sorry, wenn ich das so sagen muß – aber das behindert uns und kann sogar gefährlich werden." Während er sprach, nahm Gwaight auch den Rucksack des Anderen auf und reichte ihn ihm, damit sie wieder weiter und tiefer in die Wälder gehen konnten.
Shan nahm ihn an und schulterte ihn auch gleich. "Ich bin so erzogen, du musst verstehen, dass es mir schwer fällt, die Erziehung abzulegen." Gerade weil er Asiate war, fiel es ihm noch schwerer. "Ich weiß, daß ich noch Einiges lernen muss." murmelte er, ging dann langsam voran und stapfte durch den Schnee.
Leise lachend, schüttelte Gwaight den Kopf und folgte ihm langsam, doch zügig. Trotz allem waren sie Beide noch Teenager – und so akzeptierte er die Eigenheiten des Kleineren und kam wieder zu ihm, um leise mit ihm zu reden. "Wie alt bist du eigentlich ? Ich werde in zwei Monaten Sechzehn ... du hast Schulbildung, Hm ? Ich sag ja nicht, daß du deine Erziehung vergessen sollst, nur eben auf unsere Situation anpassen. Erzähl mal ein wenig ... ich hab sowas nicht gehabt, hab mir alles selbst beigebracht, ist interessant für mich."
Daß Gwaight ihm nicht allzu böse war, sorgte dafür, daß Shan sich entspannte und er lächelte bei all den Fragen. "Ich bin Fünfzehn, ich werde erst in einem halben Jahr Sechzehn. Und ich hatte einen Privatlehrer, mein Vater wollte uns nicht in der Nähe von anderen Kindern wissen. Er hat eine richtige Phobie vor Mutanten. Er hatte Schiss, einer der Mitschüler könnte einer sein und uns anstecken." Bei dem letzten Wort verdrehte Shan die Augen und seufzte leise. "Ich kann Englisch, Japanisch, Chinesisch und Französisch ... rechnen, lesen und schreiben."
"Wow ... das ist ne Menge, ich kann grad das Nötigste, damit ich durchkomme. Aber weißt du was ? Sorry, aber dein Alter hatte nen Schuß. Man kann sich doch nicht mit Mutie-Genen anstecken, das ist von Geburt an da und manchmal auch vererbt. Wenn, dann muß dein Alter sich die Schuld geben, sie haben rausgefunden, daß Mutie-Gene durch den Vater vererbt werden können. Idiot." Es regte Gwaight auf, daß der Vater dieses jungen Mannes so dermaßen phobisch und herrisch war – und dann sogar seinen eigenen Sohn an die Mutantenjäger verraten hatte.
"Aber bei ihm ist es nicht ausgebrochen und meine Brüder haben auch nichts bekommen. Sicher ist es Unsinn mit dem Anstecken, aber du hast sicher schon gehört, wie schlimm die Japaner sind, fast so schlimm wie die Amerikaner. Mein Vater zog her, weil er es hier für sicherer hielt. Außerdem ist eh nichts mehr, ich bin weg, es ist passiert und ich will nach China zu meiner Tante." Shan hatte es schon so gut wie abgehakt, es fraß zwar noch immer etwas an ihm, aber nicht mehr so wie früher. "Ich hoffe nur, er hat Mutter nichts angetan." Darüber machte er sich deutlich mehr Gedanken.
"Deine Mutter ? Ich denke nicht, daß er ihr was tut. Er ist eher auf dich sauer, daß du abgehauen bist ... und er deshalb Ärger kriegt. Ehrlich, ich bin froh, daß wir von hier abhauen ... auf dem Kontinent ist es einfacher, sich zu verbergen, dort gibt es seit dem Krieg mehr Wälder und weniger Städte und Mechas. Außerdem kotzt mich Amerika an, das ist schlimmer als sonstwas." Es kotzte Gwaight ziemlich an, daß man hier als Mutant schlimmer dran war als früher die Aussätzigen oder Sklaven ... doch es war nicht zu ändern und sie hatten ja vor, von hier zu verschwinden. Dann stolperte er über eine Wurzel und fluchte leise, denn es war inzwischen so dunkel, daß er so gut wie nichts mehr sah.
"Mach dir ruhig ein wenig Licht, hier ist das Führen schwieriger mit den ganzen Wurzeln und Ästen." Shan bot es an, er kam mit wenig Licht schon einigermaßen klar. "Ich denke, hier sieht es Keiner."
Erleichtert nickend, ließ Gwaight ein kleines Licht in seiner Hand aufflammen – hier unter den Bäumen sah man es wirklicht nicht, denn die jahrhundertealten Astdächer der immergrünen Laubbäume waren so ineinanderverflochten, daß nur wenig Licht nach oben drang. "Ein wenig gehen wir noch – dann richten wir uns für die Nacht ein, Okay ?" Der Größere sah zu dem Anderen und hob eine Braue, denn er wollte diese Entscheidung nicht alleine treffen.
"Ist Okay, ich denke, du kennst dich da besser aus." Shan vertraute da auf den Größeren und blickte kurz zu ihm. Seine Augen leuchteten in dem Licht ein wenig auf, dann wandte er sich aber wieder ab und blickte ins Dunkel. "Ich habe einen Schlafsack mitgenommen, ich denke, der wird uns gut helfen."
Leise schmunzelnd, nickte Gwaight und legte wieder den Arm um die Schultern des Kleineren, ehe er mit ihm noch ein wenig tiefer in die Wälder ging. Als sie schließlich an einer uralten Linde ankamen, deren Stamm eine natürliche Höhle bot, nickte der junge Feuerformer und brannte kurz die alten Blätter und die Erde vom Boden, ehe er seinen Rucksack abnahm und aufmachte. "Ich hab auch einen Schlafsack mit – wir können einen als Unterlage nehmen und den Anderen als Decke, wenn wir uns zusammenkuscheln ist es warm genug, daß wir kein Feuer brauchen."
"Warm ist gut." Shan fröstelte schon wieder arg, er war wirklich eine kleine Frostbeule, kein Wunder, er hatte wenig auf den Rippen, weil er nie regelmäßig etwas zu essen gefunden hatte, und dazu war er noch ziemlich klein. Er packte seinen Schlafsack zügig aus und legte ihn so hin, daß sie Beide darauf Platz fanden. "Bin gleich wieder da." Mit den Worten verschwand er hinter den Baum und erleichterte sich dort. Solang sie gelaufen waren, war er nicht dazu gekommen, und jetzt seufzte er wohlig auf.
Leise schmunzelnd, verdrückte sich Gwaight auf die andere Seite und erleichterte sich ebenso, ehe er ein wenig Schnee nahm, sich abwischte und sein bestes Stück wieder verstaute. Dann ging er wieder zurück und zog seine Schuhe aus, setzte sich auf den Schlafsack und seufzte erleichtert, ehe er aus seinem Mantel schlüpfte, den Rucksack herzog und nun den anderen Schlafsack auspackte, damit sie ihn als Decke benutzen konnten. Erst, als Shan wiederkam, schlug der Größere den Schlafsack zurück und nickte zwischen seine Beine, damit er sich zu ihm setzen konnte.
Shan zögerte einen winzigen Moment und schlüpfte aus seinen Schuhen, dann setzte er sich und lächelte, als Gwaight den Mantel, seine Arme und den Schlafsack um ihn schloss. Ihm wurde sofort wieder wärmer, er kuschelte sich sogar ein wenig an den Stärkeren heran. "Es ist schön, daß du so warm bist und du bist weicher als das Heißwasserrohr, an das ich mich letzte Nacht geklammert hatte."
"Klar ? Schließlich bin ich nicht aus hartem, rostigen Metall. Und du kannst ruhig näherkommen, ich mag das." Daß der Schlankere endlich etwas vertraulicher wurde und ein wenig kuschelte, war etwas, das Gwaights harte Züge weicher werden ließ und er zog ihn behutsam etwas näher, um ein wenig an den weichen, duftenden Haaren zu schnuppern. "Hunger ? Oder möchtest du gleich schlafen ?" Die Worte des Größeren waren leise und sehr weich ... sie zeigten nur zu gut, daß er sich gerade eben wohlfühlte und ein wenig entspannter wurde.
Und Shan hatte im Moment nichts dagegen. Gwaight war warm, er war weich und zum Glück nicht mehr so aufdringlich wie vorhin. "Ein wenig Hunger habe ich schon noch." erklärte er leise und angelte nach seinem Rucksack, um noch eine Wurst rauszuholen.
Erneut leise schmunzelnd, löste der Größere die Rechte und zog den Rucksack Shans zu ihnen, ehe er den Arm wieder um ihn legte und den schmaleren Körper an sich genoß. Es war schon eine Weile her, daß Gwaight mit Jemandem die Nacht verbracht hatte ... und daß er es jetzt mit Jemand tun konnte, der so hübsch und angenehm wie Shan war, ließ ihn lächeln und es einfach genießen.
"Danke." wispernd, fischte Shan sich noch eine Wurst aus seinem Rucksack und kuschelte sich dann wieder mehr in den Mantel. Er aß sie langsam und sprach im Moment nicht, er genoss sein Essen, die Wärme und Nähe. "Ich habe noch nie mit Jemanden so zusammen geschlafen."
"Dann wirds mal Zeit, Shan ... und dir nen guten Appetit." Noch während er sprach, angelte sich Gwaight noch ein Stück Brot, knabberte ein wenig daran und nahm sich schließlich noch die Hartwurst heraus, um sie dazu zu essen. Nach einer Weile legte er den Rest jedoch wieder zurück und nahm eine Wasserflasche heraus, trank ein paar Schlucke und reichte sie dann dem Schlankeren. "Hier, trink auch was dazu ... du brauchst auch Wasser."
Shan nahm die Flasche an und war froh, daß es dunkel war, denn er war schon wieder etwas Rot auf den Wangen, weil er jeden geschluckten Bissen und auch beim Trinken die Muskeln Gwaights hatte arbeiten fühlen. Er trank rasch und gab die Flasche mit einem leisen "Danke." zurück und räusperte sich.
"Bitte, Shan." Mit den Worten nahm Gwaight die Flasche wieder und stellte sie auf die Seite, ehe er die Rechte sanft über die Wange des Schlankeren streicheln ließ. Es war nur eine sanfte Berührung, doch er genoß sie sichtlich ... neigte sich schließlich wieder näher und schmuste etwas mit der Wange über dessen, ehe er leise in das Ohr Shans wisperte. "Du fühlst dich sehr gut an, Kleiner ..."
"Du auch." wisperte Shan unbewusst und erschrak sofort. Hatte er das eben wirklich gesagt ? Er kroch ein wenig mehr unter den Mantel und versuchte zum x-ten Mal seine Röte zu verbergen. Jetzt fühlte man nämlich auch, wie heiß seine Wangen geworden waren. "Ich meinte schön warm." verbesserte er, obwohl er wusste, daß es wohl nicht viel brachte. Er belog sich ja nur selber.
Leise schmunzelnd, nickte Gwaight nur und genoß die Nähe des Anderen, der sich bei dem Einmummeln auch instinktiv näher an ihn geschmiegt hatte. "Schlaf, Shan ... hier sind wir einigermaßen sicher. Außerdem kannst du den Schlaf brauchen, Hm ?" Dann verstummte der Größere wieder und lehnte sich bequemer an, zog dabei den jungen Asiaten mit sich und streichelte kurz über dessen weiche Haare, den Hals und den Rücken, ehe er die eigenen Augen schloß und ruhiger wurde. Er fühlte keine Gefahr um sie herum ... auch wenn er sich nur einen leichten Wachschlaf erlauben würde, um bei Gefahr sofort wieder wach und kampfbereit zu sein.
Und Shan brauchte auch nicht lange, um einzuschlafen. Er fühlte sich sicher und geborgen, das erste Mal seit langem und dementsprechend tief schlief er ein und schmiegte sich noch näher an den warmen Körper Gwaights.
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