“Extremities - near the limit” 03
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Seither waren zwei Wochen vergangen und Arpegius seufzte müde, als er seine Berechnungen noch einmal durchsah. Sie waren perfekt - doch er war müde und speicherte ab, ehe er noch etwas verdarb. Wie immer, wenn er Zeit dafür hatte, wichen seine Gedanken ab und der Lilahaarige schmunzelte leise, als er wieder an den Nachmittag dachte, an dem ihm diese beiden Geschwister begegnet waren. Doch dann seufzte er leise und stand auf, ging an seine Werkbank und betrachtete das Werkstück, das seinen Sieg ermöglichen sollte.
“Findest du das Ding nicht ein wenig groß ?” Angela kam in den Raum, und musterte das Werk ihres Sohnes. “Wie ich sehe, hast du deinen Plan so gut wie fertig ... sagst du mir, wenn du versuchen willst, ihn auszuführen ?”
"Natürlich, Mutter - als ob ich das vor dir verheimlichen würde." Während er sprach, umarmte Arpegius seine Mutter und schmunzelte leise, als er es ihr erklärte. "Ich habe eine der Ideen des Denkers übernommen und verbessert, Mutter ... er war der Einzige, der es schaffte, die Zwillinge zu verletzen. Ich weiß nicht weshalb, aber sie erstarren, wenn der Strahl sie trifft - nicht lang, aber er hält sie. Ich habe die Energie verstärkt und auch die Kanone vergrößert, damit ich sie auf unseren Gleiter montieren und mit dessen Kraftquelle speisen kann. Damit werde ich einen der Zwillinge fangen können ... am Besten dann, wenn sich einer von ihnen von seinem Sohn tragen läßt. Vater machte immer den gleichen Fehler: Er griff immer beide gleichzeitig an und auch wenn Vater Superkräfte hat, für beide ist er zu schwach. Ich hole mir einen von ihnen und töte ihn - und behalte deren Sohn als Geisel, damit ich den zweiten Zwilling dazu zwingen kann, uns Vater zurückzubringen. Sobald er mit ihm kommt, töte ich auch ihn ... was ich mit dem Sohn mache, weiß ich noch nicht, aber das wird mir noch einfallen. Was meinst du dazu, Mutter ?"
Angela schwieg einen Moment, und nickte schließlich. “Du bist ein besserer Taktiker als dein Vater. Ich finde deinen Plan sehr durchdacht und ich bin sicher, er wird gelingen ... gegen beide hat keiner eine Chance.” Daß ihr Sohn sich die Helden einzeln schnappen wollte, zeigte von dessen Vernunft.
"Danke, Mutter ... ich versuche, aus den Fehlern der Anderen zu lernen, auch aus denen Vaters. Endlich bekommen wir Genugtuung und können dafür sorgen, daß diese Ärsche nicht noch mehr Unheil anrichten - um die Katastrophen können sich die anderen Superhelden kümmern, es gibt ja schließlich genug." Gerade das war etwas, das immer wieder für Unmut bei den Schurken sorgte - denn es tauchten immer wieder Superhelden und Möchtegernsuperhelden auf, die ihnen das Leben schwer machten, auch wenn es keinen Grund dafür gab. Sie wollten einfach nur ihre Beliebtheit und ihr Ego streicheln - und viele Schurken fielen darauf herein und nahmen die Herausforderung an.
Das wusste auch Angela, und sie nickte wieder. “Das stimmt leider. Aber du fällst nicht drauf herein ... wann willst du es durchziehen ?” Angela wollte sich gern darauf einstellen, und wollte alles genau wissen.
"Morgen baue ich die Kanone ein - und dann warte ich darauf, daß die Zwillinge sich trennen, um Katastrophen zu bekämpfen. Ich werde nichts inszenieren, das ist unter unserer Würde ... und es gibt genug, das ich nutzen kann. Bis dahin warte ich einfach ab, ich hoffe nur, daß es nicht zu lange dauernd wird." Gerade das würde das Schwierigste sein - denn keiner von ihnen war es gewohnt, untätig abzuwarten.
Aber sie hatten Geduld, und die zahlte sich meistens aus. “Geduld ist alles.” Sono war meist zu ungeduldig ... aber er war so und das war auch ein Grund, warum Angela ihn so liebte. Gerade jetzt vermisste sie ihn schrecklich, und sie küsste ihren Sohn sanft auf die Stirn. “Geh schlafen, du brauchst etwas Ruhe.”
"Auch solltest dich hinlegen, Mutter ... und keine Sorge, ich werde Vater wieder zurückholen. Ich weiß doch, wie sehr du ihn liebst, hm ?" Gerade das war etwas, das Arpegius gerne sah - denn er sah ihnen gerne dabei zu, wie sie sich küßten oder berührten, um ihre tiefen Gefühle zu zeigen. "Ich werde mich Morgen gleich an den Einbau machen ... und mich beeilen, ja ?"
“Ja, tu das ... ich bin sehr stolz auf dich.” Angela küsste Arpegius nochmals auf die Stirn und verließ dann das Zimmer, um sich hinzulegen. Sie selbst hoffte immer, daß ihr Sohn auch mal Jemand finden würde, den er so lieben konnte, wie sie ihren Mann liebte.
Der junge Lilahaarige sah ihr noch nach und seufzte lautlos, ehe er das Licht in seinem Arbeitszimmer ausmachte und in sein Schlafzimmer ging. Wie immer, fühlte er sofort die Leere darin ... doch er war es gewohnt und zog sich aus, ging nochmal ins Bad und unter die Dusche, um sich dort etwas zu erholen. Wie schon seit einiger Zeit, dachte er an verflossene Bekanntschaften und auch an den jungen Mann, den er getroffen hatte - doch dann verbot er sich die Gedanken und stellte das Wasser aus, trocknete sich ab und erledigte seine Abendtoilette, ehe er sich ins Bett legte und einschlief. Es gab noch viel zu tun ... und er konnte es kaum erwarten, seinen Plan endlich ausführen zu können.
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Lif seufzte innerlich, als er hastig seine schwarzen Haare mit einem Haarnetz bedeckte, damit er dann die blonde Perücke darüberziehen konnte. Er hasste diese Maskerade, und seine Augen waren jetzt so blau wie die seiner Väter. Sie hätten es am liebsten, wenn er sich die Haare blond färbte ... aber dagegen sträubte er sich so sehr, daß sie es aufgaben. Auch den Anzug, in dem er steckte, hasste er. Das Ding war weißblau und saß ziemlich hauteng, aber immerhin konnte er sich gut damit bewegen, und zog nun die Perücke über seinen Kopf.
"Verdammt, Kleiner - beeil dich ! Immer muß man warten, bis du dich umgezogen hast, wieso kannst du deinen Anzug nicht anbehalten ?! Verdammt !" Ferdinand fluchte leise vor sich hin, denn die Zeit drängte - und nur, weil Lif sich weigerte, die Haare zu schneiden und zu färben, brauchte er immer extralange. Nochdazu war der andere Zwilling auf der anderen Seite der Erde, um in Australien bei einem Großbrand zu helfen und so waren nur sie beide hier, um zu einem Massenunfall auf einer der Autobahnen zu kommen. Die Nachrichten berichteten schon seit einigen Minuten von den über hundert Autos, die aufgrund eines Lecks im Anhänger eines Tankers ineinander gekracht waren ... Nachrichten, die Arpegius kalt auflachen ließen. "Das ist es - endlich !" Ohne weiter zu zögern, setzte der Lilahaarige seine schwarze Augenmaske auf und lief die Treppen in die große Höhle unterhalb ihrer Villa, setzte sich in den schnittigen, schwarzen Flieger und flog in schon fast halsbrecherischem Tempo durch die sich öffnenden Tore des Hangars. Seine Bewegungen waren trotz seiner Eile sicher und berechnet - und insgeheim war Arpegius froh, daß er sein Schurkenkostüm schon angezogen hatte, um Zeit zu sparen. Er machte sich keine Sorgen, daß er erkannt werden würde ... denn auch wenn seine von Natur aus lilafarbenen Haare mit den schwarzen Schläfen sehr auffällig waren, so konnte jeder sich die Haare so färben und gerade die einfache Brille aus ungeschliffenem Glas, die er privat immer trug, tarnte ihn besser als die Maske, die er nun über seinen scharfen Augen trug. Sein Kostüm war aus einfachem, schwarzen und eng an seinem Körper anliegendem Lycra, das alles bis auf sein Gesicht und seine Brust bedeckte, die man in einem v-förmigen Ausschnitt sah. Und es war dehnbar genug, daß er sich gut bewegen konnte, da er nicht den gleichen Fehler wie viele Schurken begehen wollte, die sich mit vielerlei Schutzpanzer bedeckten und sich dadurch nicht schnell genug bewegen konnten. Lediglich die kniehohen, eng anliegenden Stiefel und die bis zu den Ellbogen gehenden, ebenfalls eng anliegenden Handschuhe waren in einem hellen Blau gefärbt und besaßen an den Enden mittelblaues, lang wallendes Fell, das ebenso wie sein restliches Kostüm nicht entflammbar war ... denn es bot einen herrlichen Gegensatz zu den Flammen, die Arpegius entstehen lassen und formen konnte. Doch der Gedanke verging wieder, als er endlich an der Autobahn ankam und schon den Sohn der Zwillinge sehen konnte, der einen der Helden unter den Achseln gegriffen hatte und zu dem Unglücksort trug. Ohne weiter zu zögern, hielt der junge Superschurke auf die beiden zu und lachte kalt, als er die Kanone einschaltete und einen Stasisstrahl auf die beiden Superhelden richtete, der sie völlig erstarren ließ. "Nun habe ich euch ... und meine Rache kann beginnen !"
Lif und sein Vater konnten sich nicht mehr bewegen, da ihre Kräfte nicht dagegen ankamen. Sie bekamen aber beide noch mit, wie sie in das Schiff gezogen wurden und in einer Art Zelle landeten. Das Ganze war überraschend einfach gewesen, und Lif war wirklich überrascht von der Tatsache.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis Arpegius das Schiff auf eine Höhe gebracht hatte, in der es bequem schweben konnte ... und nachdem er einige Male tief durchgeatmet hatte, stand er auf und ging hinab zu der großen Zelle, in der noch immer die beiden Superhelden lagen und durch den Strahl wie gelähmt wirkten. "Endlich - und glaub mir, Blondie, ich werde nicht den Fehler meines Vaters begehen." Noch während er redete, nahm der Lilahaarige einen Speer von der Seite, der aus Diamantstaub geformt worden war und ließ das Feuer in seiner Rechten erwachen, so daß der Speer sich glühendweiß erhitzte, öffnete die Zelle und stieß ihn mit einem tiefen Schrei in die Brust des noch immer starren Zwillings, der starb, ohne auch nur schreien zu können. Dann zog der junge Superschurke den Speer wieder heraus, trennte mit der scharfen Spitze eine Hand ab und nahm sie auf, um zu dem jüngeren Superheld zu blicken. "Du bist meine Geisel ... und mein Druckmittel, damit dein anderer Vater meinen Vater endlich freiläßt und zurückbringt. Die Wirkung des Strahls hält noch eine Weile an - entspann dich, dann ist es leichter für dich." Dann drehte Arpegius sich um und verließ die Zelle wieder, schloß sie ab und ging zum Steuerpult, um seine Nachricht an die Hand zu binden und diese an den Speer. Erst erst flog er wieder zurück, um den Speer mit der Nachricht und der Hand auf die Autobahn fallen zu lassen, damit der andere Zwilling wußte, was er zu tun hatte.
Lif entspannte sich wirklich, und blickte auf seinen toten Vater. Er verspürte keinerlei Trauer und war irgendwie erleichtert, daß einer von ihnen gerade gestorben war. Auch wenn er eine Geisel war - er hatte keine Panik, und irgendwie auch keine Angst. Es war eher eine gewisse Spannung, was noch passierte.
Es dauerte nicht lange, bis Arpegius die Villa erreicht hatte und flog erfahren durch den Tunnel bis in die Höhle, in der er schließlich landete. Erst hier verschnaufte er kurz und schloß die Augen ... wie er es sich schon gedacht hatte, war das Gefühl der Rache schal und verging langsam, doch es reichte aus, daß er einen Schritt weiter darin war, seinen Vater zu befreien. "Jetzt noch der Sohn - ich hoffe nur, er flippt nicht aus, weil ich den Arsch getötet und verstümmelt habe." Gerade bei dem Sohn der Zwillinge war sich der Lilahaarige unsicher - denn über ihn war nicht viel bekannt und so konnte er ihn nicht einschätzen. Doch dann riß sich Arpegius zusammen und ging zu der Zelle, öffnete sie und ließ vorsichtshalber schon das Feuer in seiner Rechten erwachen, falls er sich wehren mußte.
Lif konnte sich schon wieder ein wenig bewegen, und setzte sich mühevoll auf. Sein Blick war eher ruhig, als er zu dem Schurken aufsah. Er musterte ihn kurz, und irgendwie kamen ihm die Haare seines Gegenübers bekannt vor.
Da der junge Superheld keinerlei Anstalten machte, ihn anzugreifen, ließ Arpegius sein Feuer wieder versiegen, auch wenn er weiterhin auf der Hut blieb. Es war ihm unbegreiflich, wieso der Andere so ruhig blieb und deshalb beschloß er, dem auf den Grund zu gehen. "Auch wenn ich es begrüße, daß du so ruhig bist - wieso ? Kratzt es dich gar nicht, daß dein Vater tot neben dir liegt und ich dich als Geisel genommen habe ? Oder wartest du nur auf eine passende Gelegenheit ? Ich kann dir versichern, ich bin nicht so dumm wie die anderen Superschurken, ich werde dir keine geben."
“Ehrlich gesagt bin ich froh, daß er tot ist.” erwiderte Lif gelassen und blickte kurz zu der Leiche, ehe er wieder zu Arpegius aufblickte. “Ich glaub, ich habe dich schon mal gesehen ... deine Haare ...” Er legte den Kopf schief und hob dann seine Hand, um sich die halbe Kapuze von seinem Kostüm und auch gleich die blonde Perücke auszuziehen. “Im Elektronikmarkt ... oder ?”
Im ersten Moment war der junge Schurke viel zu geschockt, um zu reagieren ... denn er konnte nur zu gut sehen, daß sein Gegenüber nicht log. Doch als er die Perücke auszog und auch das Haarnetz abstreifte, so daß die leicht struppigen, schwarzen Haare sichtbar wurden, schüttelte er ungläubig den Kopf und wisperte leise. "Aber ... das ... deine Augen. Sie stimmen nicht ?" Noch während er sprach, nahm Arpegius seine Augenmaske ab, da es so oder so nichts brachte und steckte sie in seinen Handschuh. "Und ja ... ich war das im Elektronikmarkt."
“Ich habe da braune Linsen getragen, jetzt sind es blaue. Meine Väter wollten es immer so, weil ich nicht blond geboren wurde, so wie sie.” Lif neigte kurz seinen Kopf, und nahm die Linsen auch noch heraus. Als er wieder aufblickte, sah man die rote Augenfarbe, und er wirkte noch immer ziemlich gelassen. “Ich verwirre dich jetzt sicher ziemlich.”
"Das ist überhaupt kein Ausdruck." Denn der junge Mann vor ihm war so ganz anders, als Arpegius es erwartet hatte. Es gab nun nicht viele Möglichkeiten und der scharfe Intellekt des jungen Schurken ging sie innerhalb weniger Herzschläge durch, ehe er einen Entschluß faßte und leise seufzte. "Gut - ich mache jetzt etwas, das ich eigentlich niemals machen sollte, da es wirklich fürchterlich dumm ist ... aber ich vertraue dir, und lasse dich raus. Ok ? Wir müssen reden."
“Ok.” erwiderte Lif, und stand langsam auf. Seine Gelenke waren immer noch ziemlich steif und er brauchte einen Moment, bis er seine Beine wirklich im Griff hatte. “Ich glaube nicht, daß du dumm bist.”
Der Lilahaarige schnaubte kurz, ehe er hart lächelte. "Bin ich auch nicht - ich habe meine Klugheit von meinem Vater und meiner Mutter geerbt. Aber daß ich dir vertraue, das ist dumm ... einer der größten Fehler, den ein Superschurke begehen kann. Komm - ich habe etwas anderes für dich zum Anziehen, dieses Kostüm ist übel. Auch eine Idee der Zwillinge ?" Gerade das interessierte Arpegius sehr, denn dieser junge Mann gefiel ihm mit jedem Moment mehr, da er überhaupt keine Ähnlichkeit mit seinen Vätern hatte.
“Ja, ihre Idee ... ich fühle mich darin immer etwas unwohl.” Im Nebenzimmer erwartete ihn frische Kleidung in Form eines schwarzen Jogginganzugs und Turnschuhen. “Das sieht doch gemütlich aus.” murmelte der Schwarzhaarige und schlüpfte sofort aus dem Superheldenanzug, um sich davon zu befreien.
Dabei beobachtete ihn Arpegius und schluckte schwer, als er den trainierten Körper des Anderen sah. Breite Schultern und schmale Hüften, dazu sichtbar trainierte Muskeln, auch wenn der Schwarzhaarige schlanker wirkte als seine besonders muskulösen Väter. 'Verdammt ... verdammt, verdammt, verdammt.' Man sah ihm seine Gedanken an, doch dann riß sich der Lilahaarige zusammen, wartete darauf, daß der Andere sich angezogen hatte und lächelte ein wenig schief. "Paßt es ? Ich mußte es nach den Aufnahmen schätzen, die in den Nachrichten kamen."
“Es passt ganz gut.” Lif drehte sich um musterte den Lilahaarigen. “Wie heißt du eigentlich ? Meinen Namen kennst du ja.” Er war immer noch sehr ruhig und ein wenig neugierig.
"Ja, Lif ... deine Schwester hat dich so genannt. Mein Name ist Arpegius, und ich möchte keine gehässigen Bemerkungen hören, ja ? Ich weiß, daß es ein sehr ungewöhnlicher Name ist, doch meine Eltern fanden es angemessen und ich mag ihn. Komm, gehen wir erstmal raus - ein Sofa ist gemütlicher, um zu reden." Der junge Superschurke hätte es sich niemals träumen lassen, so ruhig mit dem Sohn seiner Erzfeinde reden zu können ... oder daß er mehr als nur Gefallen an ihm fand und es kaum erwarten konnte, mehr von diesem ungewöhnlichen, jungen Mann zu erfahren. "Und auch ich kann mich in etwas bequemere Kleidung werfen - das Kostüm ist ja nun nicht mehr nötig."
Lif folgte erstmal ohne etwas zu sagen. Sicher war der Name ungewöhnlich - aber er passte zu dem Schurkensohn und als er sich hier umsah, empfand er die Einrichtung als sehr geschmackvoll und gemütlich. Als sie im Wohnzimmer ankamen, in dem auch Antiquitäten standen, setzte sich der Schwarzhaarige und antwortete auf die letzten Worte. “Ich denke auch, daß ein Kostüm nicht mehr nötig ist.”
"Wenn du magst, kannst du ruhig mitkommen - die beiden Zimmer neben meinem sind leer. Ich denke, Mutter wird dich in eines davon einquartieren ... sie ist nur gerade in der Stadt, etwas besorgen." Mit den Worten winkte Arpegius den Anderen mit sich mit, ehe er zu der breiten Treppe ging und dann in den ersten Stock. Am Ende des Ganges lag das Zimmer seiner Eltern, da es das Größte war ... sein Zimmer war gleich daneben und es gab noch drei weitere, leerstehende Zimmer, von denen zwei vollständig eingerichtet waren. Als der Lilahaarige jedoch an einer der Türen vorbeiging, huschte für einen Moment ein Ausdruck tiefer Trauer über seine Züge und er berührte kurz das Holz der in weichem Hellgelb gehaltenen Türe, ehe er sich wieder fing und in sein eigenes Zimmer ging.
Das entging Lif nicht, er war sehr aufmerksam und bemerkte solche Kleinigkeiten. “Du vertraust mir wirklich ... ich danke dir dafür.” Er ging nicht mit in das Zimmer, sondern betrat eines der leeren Zimmer, um sich dort umzusehen. Auch hier war es gemütlich und großzügig eingerichtet und er legte sich kurz auf das Bett, um einen Moment seine müden Augen zu schließen. Innerlich war er doch aufgewühlt - einer seiner Peiniger war nun tot, und vielleicht würde er seinen anderen Vater auch noch loswerden. Aber Evy durfte dabei nichts passieren.
Währenddessen schlüpfte Arpegius aus seinem Kostüm und warf es in den Wäschekorb, ehe er ein einfaches, schwarzes, ärmelloses Shirt mit hohem Kragen anzog, das leicht asiatisch angehaucht war und einen breiten Spalt bis zu seinem Brustbein aufwies und dazu eine einfache, schwarze Hose, ehe er seine Haare noch einmal ausbürstete und kurz zu seinem Spiegelbild nickte. Erst dann betrat er das Gästezimmer und zögerte, ehe er zu dem Bett kam und sich neben den Schwarzhaarigen setzte. "Was geht dir durch den Kopf, Lif ?"
“Evy ... ich sorge mich um sie, sie wird Angst um mich haben. Und ich möchte sie gern hier haben, wo mein Vater nicht an sich herankommt. Die zwei sind nach außen vielleicht Helden und haben eine reine Weste, aber sie sind der größte Abschaum, den es gibt.” Seine Worte wurden etwas kälter, und er setzte sich wieder auf. “Ich bin wirklich froh, daß einer von ihnen tot ist. Einzeln sind sie fast harmlos, zusammen sind sie Unterdrücker.”
Der nicht zu übersehende Zorn und unterschwellige Haß, die in den so seltenen, roten Augen zu sehen waren, überraschten den jungen Schurken sichtbar, da er so etwas niemals erwartet hätte. Doch es erklärte vieles und so nickte er langsam, als er damit begann, nachzudenken. "Daß die beiden nicht so gut sind, wie sie sich immer geben, wußte ich - aber daß es soweit geht, nicht. Alleine schon, daß sie versuchen, dich nach ihrem Abbild zu formen ... wo doch sichtbar ist, daß du und auch deine Schwester nach eurer Mutter kommt. Es gibt kaum eine Information über sie, aber wenn ich mir dich und Evy ansehe, muß sie sehr schön gewesen sein." Arpegius wußte, daß er sich auf ein sehr glattes Eis begab, da es persönlich wurde ... doch irgendwie fühlte er, daß sie etwas gemeinsam hatten und er hoffte, daß Lif weiter erzählte.
“Unsere Mutter starb bei ihrer Geburt ich habe mich seitdem immer um sie gekümmert. Meine Väter ignorieren sie zum Glück - sie hat keine Fähigkeiten, daher dulden sie sie einfach im Haus, und das war es. Mom hatten sie auch nie gut behandelt, es war schwer für sie, für beide da sein zu müssen, und ... ich hab dann irgendwann ihren Platz eingenommen.” Darüber sprach er leiser und zögerlicher ... es war ihm peinlich, aber er wollte Arpegius davon erzählen, denn es tat gut, daß er reden konnte.
Und der ein wenig Schlankere konnte mehr als nur gut zwischen den Zeilen lesen und nickte schließlich leicht, ehe er die Hand Lifs in die seine nahm und sie kurz drückte. "Du mußt dich dafür nicht schämen - ich kann mir vorstellen, daß du gar keine andere Wahl hast, vor allem wegen Evy. Weißt du ... so gut die Zwillinge sich auch geben, sie sind es nicht. Weißt du, wieso mein Vater sie so haßt ? Die Zwillinge kümmern sich nicht darum, was passiert, wenn sie kämpfen. Meine Mutter war schwanger, als die Zwillinge sich mitten in der Innenstadt mit einem Schurken stritten ... sie achteten überhaupt nicht darauf, daß Trümmer der Häuse und die Scherben der Fenster herabflogen, sie hatten nur den Schurken im Sinn. Meine Mutter wurde getroffen und schwer verletzt ... sie verlor mein Geschwisterchen und kann seither auch keine Kinder mehr bekommen, etwas, das meine Eltern mehr als nur tief traf. Seit diesem Zeitpunkt sinnt Vater auf Rache - und nun führe ich sie für ihn aus. Wie wäre es, Lif ... helfen wir uns gegenseitig ? Wir haben das gleiche Ziel, denke ich."
“Du willst wirklich helfen ?” Lif war doch überrascht, und lächelte nun zum ersten Mal von Herzen. “Als Erstes müssen wir dann Evy befreien. Ich kenne jeden Winkel der Basis und ich denke, wenn ich meine anderen Kräfte nutze, werden wir sie ganz schnell bei mir haben.” Er hatte nicht nur die Windformerkraft, er besaß noch eine, die eigentlich ausgeprägter war.
Und gerade das weckte die Neugier des Lilahaarigen und ein leichtes, sowohl genießendes und berechnendes Lächeln umspielte seine Lippen, als er ihn fragte. "Andere Kräfte ? Erzähle mir doch mehr, das ist sehr, sehr interessant. Und natürlich holen wir Evy ... warte nur, bis meine Mutter sie sieht, sie wird sich so freuen." Arpegius war mehr als nur neugierig, denn jede Information war wichtig und konnte ihm bei seiner Rache helfen. Und es machte Lif noch interessanter für den jungen Feuerformer, vor allem, da ihm dessen Lächeln mehr als nur gefiel.
“Ich nutze die Schatten.” Lif stand auf und ging zu einem Schatten, der in einer dunkleren Ecke des Zimmers lag, und tauchte dort einfach hinein. Er verschmolz mit dem Schatten und tauchte in einem anderen, der in einer anderen Ecke des Zimmers war, wieder auf.
Natürlich erfaßte Arpegius sofort den Nutzen dieser Fähigkeit und pfiff leise und anerkennend durch die Zähne, ehe er aufstand und zu dem Schwarzhaarigen kam. "Einfach nur fantastisch - und kannst du steuern, in welchem Schatten du auftauchst ? Mußt du sie sehen, oder kannst du sie fühlen ? Und wie groß ist deine Reichweite ? Kannst du nur alleine durch, oder kannst du auch Jemanden transportieren ?"
“Ich bin ungeübt ... meine Väter duldeten es nicht und ich bekam wenig Möglichkeiten, es zu lernen. Aber es liegt mir mehr als die Luft.” So viel war ganz sicher bei ihm ... er mochte die Schatten, und fühlte sich darin wohl. “Ich denke, mit etwas Übung kann ich sie fühlen und auch Jemand mitnehmen.”
"Fantastisch - alleine schon die Möglichkeiten ! Du könntest deine Schwester unbemerkt holen, aber ohne Training solltest du es nicht tun. Gibt es eine andere Möglichkeit, sie ungesehen aus eurem Haus zu holen ? Oh Gott ... du bist wirklich fies, nun muß ich an alles denken, das man mit deiner Fähigkeit tun könnte." Man sah Arpegius an, wie sehr ihn dies begeisterte und schließlich schmunzelte er, kam zu Lif und streichelte sacht mit der Zeigefingerspitze über dessen bedeckte Brust. "Natürlich nur, wenn du das auch trainieren möchtest ? Ich denke nicht, daß meine Eltern etwas dagegen haben, und ich würde mich freuen."
Die Augen von Lif folgten den Fingern, und er blickte wieder auf. Er merkte, daß sein Gegenüber auf ihn abfuhr - aber er würde noch nichts tun, es war im Moment alles noch zu aufregend. “Deine Mutter hat nichts dagegen, daß ich hier bin ? Und ja, es gibt Möglichkeiten, sie zu holen.”
"Wenn Mutter erfährt, was los ist, wird sie nichts dagegenhaben. Komm, wir gehen ins Wohnzimmer, dann können wir reden." Mit den Worten löste sich der Lilahaarige und lächelte, ehe er Lif winkte, mit ihm zu kommen, und ihm vorging.
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